29
Mai
2006

Billigere Arbeitskräfte durch Ein-Euro-Jobs

Wolfgang Lieb, Mitherausgeber der Grimme-Preis nominierten Nachdenkseiten, deckt im Freitag eine neue Sauerei auf: die sogenannten "Wohlfahrtsverbände", die kürzlich lauthals weitere Leistungsminderungen für Langzeitarbeitslose gefordert haben, profitieren gleich mehrfach von Ein-Euro-Arbeitskräften. Zuerst werden reguläre beschäftigungspflichtige Arbeitsplätze abgebaut, man muss schließlich "sparen". Und Sparen tut man grundsätzlich, indem man Leute rausschmeißt.

In einem zweiten Denkschritt stellt man dann fest, dass die soziale Arbeit, für die der Verband eigentlich da ist, so gar nicht mehr geleistet werden kann. Nun kommen die Ein-Euro-Jobs ins Spiel. Jede Einrichtung, die langzeitarbeitslose Menschen (im Sozialbereich sind das meistens Frauen) beschäftigt, ist ja so ungemein menschenfreundlich: jeder weiß ja mittlerweile dank neo-liberaler Propaganda in den "Leitmedien" und einschlägigen Talskshows, dass Arbeitslose strunzdumm sind. Also kriegen diese super-netten Einrichtungen so eine Art Schmerzensgeld dafür, dass sie Arbeitslose beschäftigen, bis zu 500 Euronen pro Monat.

500 Euro? Seltsam, hört man doch immer, dass Arbeitslose 150 Euro im Monat zusätzlich zum ALG II bekommen. Und dass sie damit so irrsinnig hohe Kosten verursachen. Nochmal seltsam, dass man bei diesen Traumjobs die dusseligen Arbeitslosen heftig zwangsverpflichten muss! ("Anreize zur Arbeitsaufnahme verschärfen": Stoiber, wie auch immer man Anreize verschärfen kann)

Wolfgang Lieb: "Warum sagen sie nicht, dass der Wohlfahrtsstaat Schritt für Schritt zerstört wird?"

Und ein Nachtrag: Vor 17 Monaten habe ich schon einmal vorgerechnet, wie mittels Ein-Euro-Jobs die Berliner Kultur quersubventioniert wird

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Trackbacks zu diesem Beitrag

Ein-Euro-Jobs sind doch Betrug

Beim Klausenerplatz wird die Rechnung... [weiter]
NBerlin - 29. Mai, 21:30

Das BrandEins Magazin hatte vor Monaten dazu einen sehr interessanten Artikel, der sprach sich für das Grundeinkommen für alle aus. D.h. alle Leistungen und alle Behörden abschaffen und Jeder bekommt eine Grundsicherung (ca.800 EUR) unabhängig von Alter und Stand. Wer mehr will kann arbeiten gehen und anrechnungsfrei dazu verdienen. Damit wären Minijobs motiviert besetzt und ich denke in der Summe käme das billiger für den deutschen Staat!

Macsico - 29. Mai, 23:07

Das Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen"

habe ich auch schon vor Monaten entdeckt.

Was Du bei Deiner Aufzählung nicht drin hast: das bisherige Arbeitgeber-Druckmittel namens "Arbeitslosigkeit" würde sich in Luft auflösen, weil ja nun jeder dank Grundsicherung sich entweder solche Chefs reinziehen könnte. Oder es komplett sein lassen könnte.

Würde ich sehr entspannend finden, wenn die Chef-Arschlöcher plötzlich mal menschlich mit uns umspringen müssten, da ihnen sonst die Fachkräfte weglaufen würden.
rosawolke - 29. Mai, 23:45

außerdem könnten

die mit den grundeinkommen dann ja freiwillig dort arbeiten, wo sie gern möchten. schon hätte man einen wettbewerb der besseren arbeitsbedingungen und nicht mehr wie jetzt der schlechteren bezahlung ;-)
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