11
Dez
2006

Neues über die ehemaligen Heimkinder

Heute findet um 17 Uhr in der Schumannstraße 5, 10117 Berlin (Berlin Mitte) ein Pressegespräch des Vereines ehemaliger Heimkinder e.V. statt. Aus einem erfreulichen Anlass: es gibt eine Anhörung zum Thema im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages.

Es geht um die Aufarbeitung eines unrühmlichen Kapitels der deutschen Nachkriegsgeschichte: brutale Erziehungsmethoden in staatlichen und kirchlichen Kinderheimen in der Zeit zwischen 1945-75. Beschrieben wurde das von Spiegel-Autor Peter Wensierski in dem Buch Schläge im Namen des Herrn. Die Opfer dieser autoritären "Erziehungsmaßnahmen" leiden heute noch an den Folgen. Sie haben sich im Verein ehemaliger Heimkinder e.V. organisiert und kämpfen um Anerkennung der Zwangsarbeit für die staatliche Rentenversicherung und möglicherweise auch um Schadensersatz.

Nach der Anhörung wird in einem Pressegespräch über den Stand der Angelegenheiten informiert. Um es plastisch zu machen, wird es im Anschluss eine Lesung geben aus den Lebensgeschichten einiger "Heimkinder".

Ein Punkt ist auch heute noch - oder wieder? - aktuell: die Ächtung von Gewalt (auch psychischer Gewalt) als Erziehungsmethode. Bei der jüngsten Diskussion über problematische Jugendliche muss klar sein, dass sogenannte "strenge" Erziehung kein Allheilmittel ist!

[update] Aus einem Artikel von Tissy Bruns im Tagesspiegel vom 13. 12.: Dietmar Krone ist schwerbehindert: „Meine linke Schulter wurde zertreten, weil mir zwei Teller aus der Hand fielen.“ Er erzählt von sexuellem Missbrauch und willkürlicher Psychiatrisierung.
Das Unfassbare daran ist, dass über diese Foltermethoden so lange geschwiegen werden konnte...

Trackback URL:
https://klausenerplatz.twoday.net/stories/3052032/modTrackback

Beckers (Gast) - 13. Dez, 15:05

Jugendämter

Wie kamen die Kinder in das jeweilige Heim, wer hat die Wahl getroffen, wer war zuständig das Kind zu Informieren und die weitere Betreuung und Erziehung zu beaufsichtigen?
Wer war Zuständig für die Erteilung und Überprüfung der Betriebserlaubnis der Einrichtung?
Wer hat über die personelle und materielle Ausstattung der Einrichtungen entschieden?
Wer war der sog. "Herr" des Verfahrens?

rosawolke - 13. Dez, 15:58

Das Verfahren

lief zu der Zeit eher "unprofessionell" ab. Geprüft wurde kaum, maßgeblich war eher das "sittliche Empfinden" der jeweiligen Jugendamts-Mitarbeiter. Alleinerziehende Mütter galten schon automatisch als "Problemgruppe", wenn ein "uneheliches" Kind sich die Haare lang wachsen ließ, galt das schon als ein Symptom der drohenden Verwahrlosung.
Die kirchlichen Einrichtungen wurden kaum überprüft, den Klagen der betroffenen Kinder schenkte man weniger Glauben als den Beschwichtigungen der Heimbetreiber...
Deutschland war zu der Zeit immer noch obrigkeitsgläubig, nicht zu vergessen, dass die Nazizeit noch unverdaut war!
Dietmar Krone (Gast) - 18. Dez, 23:44

Zerbrochene Knochen

Ich bin Dietmar Krone.Die Zeit im Heim, habe ich mit schwersten körperlichen und seelischen Verletzungen überlebt. An den körperlichen Verletzungen leide ich heute noch.( nach 35 Jahren )
Die "Erzieher" in diesem Heim,waren zumeist alles gescheiterte Existenzen.Sie waren alle über 50,also in der Nazizeit erzogen.Ein "Erzieher",war zur See gefahren.Als er nicht mehr auf die Masten steigen konnte,war es für ihn leichter auf die KINDER zu steigen. Ich wurde mehrfach heimtückisch mit einer hohen Dosis Valium betäubt,dann wurde ich vergewaltigt.Das ist nicht nur einmal passiert.Das hat fürchterliche Schäden bei mir hinterlassen,ebenso die fortgesetzten Mißhandlungen,die schwerste Verletzungen verursacht haben.Als ich von einem "Erzieher"so zugerichtet wurde,dass ich in einen tagelangen Schockzustand geriet,steckte man mich in die geschlossene Psychiatrie.Dort sollte ich die Welt des SCHRECKENS kennen lernen.Es war auch die leichteste Art mich zu entsorgen,alles zu vertuschen.Dem Irren kann man ja nichts glauben.Ich hoffe für alle Kinder auf dieser Erde, dass sich so etwas nicht wiederholen kann. autordietmar@web.de

rosawolke - 19. Dez, 12:19

Hallo Dietmar,

es war sicher ein schwieriger, aber eben auch ganz wichtiger Schritt, mit der eigenen Lebenserfahrung an die Öffentlichkeit zu gehen. Wenn das hier Erziehungspraxis war, muss es "ans Licht". Dieser Teil der deutschen Geschichte wird gern verdrängt. Ich hoffe nun sehr, dass sich die Bundestagsabgeordneten bewegen (und sich mal ein Beispiel an Irland und den USA nehmen, wo Schadensersatz gezahlt werden musste)...
Heute hat Tissy Bruns im Tagesspiegel noch einmal nachgelegt.
Manfred Odenthal (Gast) - 30. Dez, 22:59

Ehemalige Heimkinder und deren Qualen

Hallo lieber Dietmar
Mit grausigem ENTSETZEN habe ich gelesen, was man mit Dir gemacht hat, WIE hast Du das alles überlebt ? Hast Du niemanden gehabt, der Dir zur Seite stand ? Ich wünschte, dass ich Dir helfen könnte, die vielen Traumata zu heilen.Vor Dir, kann man nur auf die Kniee fallen und um Verzeihung bitten, für das,was andere Dir angetan haben. Du bist ein bewundernswerter und starker Mensch.Ich wünsche Dir unendlich viel Kraft.bedams
Dietmar Krone (Gast) - 30. Dez, 23:26

Ehemaliges Heimkind Dietmar Krone

Ich bete jeden Tag zu unserem Herrgott, dass er seine Hände schützend über alle Kinder dieser Welt hält, damit ihnen kein Leid geschieht Das Beten, babe ich erst im Heim in der Dunkelzelle gelernt,als ich dort zusammengeschlagen,und mit übelsten Schmerzen auf dem Fußboden kauerte.Das Gespräch mit Gott,half mir auf wundersame Weise, indem es mir Kraft, Stärke, neuen Lebenswillen und neue darHoffnung gab.Wenn die Not aufs höchste steigt,Gott der Herr den Weg uns zeigt.DIETMAR KRONE

Dietmar Krone (Gast) - 19. Mär, 21:25

Albtraum Erziehungsheim

Endlich!
Mein Buch ist nun endlich fertig. Ich habe meine Erlebnisse, die ich in während meines Heimaufenthaltes gemacht habe genau aufgeschrieben, es war nicht einfach. Das Buch heißt: ALBTRAUM ERZIEHUNGSHEIM, die Geschichte einer Jugend.
ISBN 978-3-86703-323-7. Erhältlich beim ENGELSDORFER VERLAG Leipzig. Preis 10 Euro
Dietmar Krone (Gast) - 12. Apr, 11:13

Gedanken zur Vergangenheit

Wenn ich Heute das Wort ERZIEHUNGSHEIM von damals buchstabieren sollte, kämen mir folgende Worte auf die Lippen.
E Erniedrigung, Elend
R Redeverbot,Rücksichtslos
Z Züchtigung,zermürbung
I Isolierzelle,Innerliches weinen
E Einsperren,erhängen,ertränken
H Hiebe,Hoffnungslos,Haltlos
U Unmenschlichkeit,umbringen,unterwerfen
N Not,nutzloses Dasein,Niedergeschlagen
G Gewalt
S Schläge
H Hunger
E Einsamkeit
I Irrewerden
M Mutlos
rosawolke - 12. Apr, 14:41

deswegen

werde ich auch immer wütend, wenn ich in fernsehdiskussionen höre, das kinder "strenge" erziehung brauchen oder in sendungen gezeigt wird, was in "erziehungscamps" abgeht. fürchterlich!
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